Einfach Himmlisch!

Sonntag, 21. Juni 2009
Der Himmel ist mit dunklen regenschweren Wolken bedeckt, es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Tropfen fallen. Heute geht es früh los, wollen wir doch nach der Einlauftour gestern eine „größere Runde“ drehen. Wir sollen hier einen noch besseren Überblick über den Schwarzwald bekommen. Im Wanderführer sprechen die Verantwortlichen vom „Baiersbronner Wanderhimmel“. Ich bin gespannt ob es himmlisch oder eher regnerisch wird und packe mir deshalb eine „Bemme“ (sächsisch) für den Weg ein, was sich aber später als unnötig herausstellt.
Um 9:00 Uhr kommt Anja, und mit ihr die Sonne! Sie wird uns den ganzen Tag nicht mehr verlassen und sich mit schönen weißen Kumulussen ein Wettrennen am Himmel liefern. Das gibt schon mal klasse Fotos. 

Wolken

 Anja wird auch bis zum Abend bei uns bleiben. Wir fahren ein Stück mit dem Baiersbronner Touri-Bus und nehmen dann einen schönen breiten Weg unter die Wanderschuhe. Die Füße müssen heute selber auf die Höhe wandern, mitten durch herrlichen Fichtenwald, mit so dicken Bäumen, das nicht mal zwei Leute diese umfassen können. 150 Jahre sollen die auf dem Buckel haben! Und sie sehen kein bischen alt und krank aus!

Die Füße, und alles was noch so dranhängt, stapfen munter voran und mit jedem Schritt auf unserer Eiszeit-Tour kommen wir der Höhe ein Stück näher. Dabei ist es überhaupt nicht kalt was man beim Namen der Runde eigentlich vermuten könnte. Vielleicht trifft das ja nur im Winter zu.

Wanderhimmelbeschilderung

Wanderhimmelbeschilderung

Nach 1,5 Stunden sind wir auf den Höhen das Schwarzwaldes angkommen. Ich weiß das, weil erstens der Weg hier in die waagerechte übergeht und wir zweitens vollen Durchblick auf den Himmel haben. Ich denke das das der Baiersbronner Wanderhimmel ist. Ein heftiger Stolperer über so eine dicke Schwarzwaldriesenbaumwurzel reißt mich aus meinen Gedanken und ich senke den Blick wieder nach unten. So entdecke ich links und rechts am Weg herrliche Blumen und Pflanzen. Die kenne ich von zu Hause: blaue Lupinen z.B., oder herrlich dunklroter Fingerhut. Die anderen „Fotografen“ sehen das auch. Einfach „himmlisch“.

Unvermutet stehen wir plötzlich an einem herrlichen Ausblick: Wald über Wald, Wiesen, Dörfchen und ganz unten im Tal liegt der Filzenbacher See! Wieder so ein dunkler Moorwassersee. Idyllisch fügt er sich in ein spitzenmäßiges Fotomotiv ein. Das haben die gut gemacht hier. Und dann sehe ich nochwas: einen herrlich gedeckten Tisch mitten auf des Schwarzwaldes Höhen! Und ein rustikales Wanderbuffett mit allem was das Herz nach 2,5 Stunden on Tour so begeehrt. Und mein Magen freut sich auch. Ich lege das Fotozeugs erstmal beiseite und widme mich genau wie alle anderen dem Essen und Trinken.

am runden Tisch

am runden Tisch

Während des Essens lerne ich und die anderen Michaela kennen. Sie ist für dieses Mahl auf der Höhe verantwortlich. Am Waldrand steht wieder so ein rotes Baiersbronner Auto. Das hat aber nur einen Beifahrersitz. Dafür ist hinten ganz viel Platz! Es war eine gute Idee diesen Kleintransporter zu nehmen. Nur ein Rotkäppchenkorb wäre wohl etwas knapp geworden. Wir sitzen alle am „runden Tisch“, einem großen Mühl-Mahl-Stein. Daher stammt wohl auch der Begriff „Mahlzeit“. Ich bin begeistert und hohle mir zum Abschluss noch ein Stück vom leckeren Kuchen. Einfach „himmlisch“: die Baiersbronner haben echt was drauf!

Frisch gestärkt geht es weiter, wir wollen runter, zum Ufer des See’s. Wieder durch dichten gesunden Wald. Und endlich bekomme ich auch Antwort auf meine Frage aller Fragen: die Römer sind dran schuld! Wer hätte das gedacht…die haben Angst gehabt, vor diesem dunklen und finsteren Wald! Haben sich nicht reingetraut, alles kam ihnen so schwarz vor. Sie hatten also Angst vorm „schwarzen Wald“ (vielleicht ja auch vorm schwarzen Mann?). Aus Rationalisierungsgründen ist später „Schwarzwald“ daraus geworden. So einfach ist das. Wenn wir Anja nicht hätten…

"saagenhafte" Anja

"saagenhafte" Anja

Am Ufer hat uns Anja wieder eine Saage vorgelesen. Ich hab vergessen um was es ging. Ich kann nicht alles machen: wandern, schreiben, fotografieren, essen, trinken… Ich weiß nur noch das auf dem Grunde des See’s ein Schloss stehen soll. Und das der See hier über 25m(?) tief sein soll. Aber das war schon vor den Römern so. Schnell verlassen wir diesen graußlichen Ort. Das nächste Ziel lugt schon durch die Bäume: Löwens Panoramastüble. In ca. 1 Stunde erwartet uns dort Schwarzwälder Kirschtorte. Ob die auch von den Römern stammt? Ich traue mich nicht schon wieder zu fragen…

Es ist jetzt 23:30 Uhr. Gerade sind wir von einem köstlichen Abendessen in den Dorfstuben des *****Sterne Hotel Bareiss, 3 min. neben dem unseren, zurück. Sorry, ich hab das „+“ vergessen. Also „*****plus“. Das „+“ macht’s! Die Wanderfreuden vom Tag wurden hier hervorragend von den Gaumenfreuden abgelöst. Und von Ingeborg kam eine köstliche Spätburgunder-Empfehlung! Vielen Dank für den Tipp, ich werde es dir in der Sächsischen Schweiz „heimzahlen“. Pünktlich zum Abendbrot war auch Patrik wieder da, man könnte meinen er komme immer nur zum Essen. Aber dem ist nicht so, hält er als „Chef von det Janzen“ hier im Baiersbronner Touristkzentrum doch sein Team zusammen! Und er kann stolz auf seine Mannschaft sein: da ist die ganz liebe und immer freundliche Anja, die uns auf unseren Wegen begleitet und immer Antwort auf die vielen Fragen von uns wußte. Oder der lustige und verschmitzte Peter, der am Samstag Abend mit auf dem Bauernhof zum Essen war. Mit dem würde ich mal so richtig einen heben… Oder die hübsche Michaela, die statt dem Rotkäppchenkorb lieber den SEAT genommen hat. Und der Patrik, der war sich nicht zu schade mit uns in’s Zuberwasser zu steigen! Wir Wanderer sind hier jedenfalls NICHT baden gegangen!

unser modernes "Rotkäppchen"

unser modernes "Rotkäppchen"

Für mich als „Erstlingsschwarzwälder“ gehen drei wunderbare Tage zu Ende: vielen vielen Dank euch Vieren und den anderen 11 Mitarbeitern im Team! Ihr habt die Messlatte schon mal seeehr hoch gelegt! Das ****-Sterne-Hotel „Zum Lamm“ ereicht diese Höhe leider nicht ganz, habe ich doch bis zuletzt den 4. Stern in meinem Zimmer gesucht…

Morgen geht es nach Luxemburg, ist auch eine Schweiz und für mich ebenfalls total neu. Wenn aber dort alle solch liebenswerte Leute sind wie die Elisabeth aus unserer Gruppe ist mir überhaupt nicht bange: sie wohnt nämlich nur paar Kilometer weg und hat ab morgen dort ihr „Heimspiel“. Ich freu mich drauf!

PS: Und was ist aus der Schwarzwälder Torte vom Nachmittag geworden? Sie ist leider dem Kommerz zum Opfer gefallen, ich hab deshalb ein schönes Schokoeis bevorzugt.

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