Von Bädern und Grenzgängen
Dienstag, 30. Juni 2009, fast schon Juli
Bad Elster! Unser erstes Ziel heute morgen, beginnt gleich mit einem Aufschrei der Mädels: wir erfahren die Überraschung vom Tourismusverband. Streng geheim gehalten die letzten Tage, geht es heut abend um 20:00 auf die Freilichtbühne nach Plauen zum Musical EVITA. Ich kann mich beherrschen, zeige meine Freude eher innerlich und denke dabei an das AC/DC-Konzert vor vier Wochen in Leipzig…
Wir werden begrüßt von Rolf Ebert, dem Präsidenten des Verbands Vogtländischer Touristen, der Chef also höchst persönlich! Der Mann steckt voller Wissen! Es ist eine Genugtuung ihm zuzuhören. Die Infos sprudeln nur so und ich komme mit meinen Notizen kaum hinterher.
Bad Elster, ein kleiner Ort ganz tief im Vogtland, lebt von den Wassern einer Heilquelle, der Marienquelle, für alle möglichen Männer- und Frauenleiden. Kinder können natürlich auch mitkommen! Das Albert-Bad wurde 1899-1900 um diese Quellen herum gebaut auf Antrag des sächsischen Königshauses. Es ist eines der größten Moorheilbäder in Deutschland. Wer sich erinnert an die kleinen Seen im Schwarzwald, mit schwarzem Moorwasser gefüllt, weiß das man hier schwarz aus der Wanne steigt, im Gegensatz zur weißen Kalkschlempe im Baiersbronner Zuber. Kurgäste aller Schichten der Bevölkerung flanierten und flanieren hier, Rolf bringt das kurz auf den Punkt:“ Morgens Fango, abends Tango“. Die Elster als Vogel ist übrigens das Wappentier vom Bad und hat nix mit der „Weißen Elster“, DEM Fluß hier, zu tun, dazu später mehr. Mit noch einem Zitat von Rolf „Was nicht schafft die Marienquelle schafft abends dann die Kurkapelle“ beenden wir unsere Führung und machen uns auf in Richtung Grenze…
Wir laufen auf dem VPW (Vogtlandpanoramaweg), dem ersten zertifizierten Wanderweg in den NBL. Inzwischen ist noch der Klingenthaler Höhenweg, unsere gestrige Route, dazugekommen. Mehr gibt es in Sachsen nicht! Wer anderes behauptet zeigt unverkennbar seine Nähe zur Sächsischen Staatsregierung, die hätte nämlich gern mehr. Überhaupt ist dieser z.Zt. sattfindende Zertifizierungswahn eine Katastrophe, aber typisch deutsch! Ein Gremium legt fest ob die Erfüllung von 23 Kriterien zur Zertifizierung reichen. Ich dachte immer man wandert einfach los und wenn es einem gefällt kommt man wieder, oder eben nicht. Aber Rolf zeigt, das es auch anders gehen würde: so reichen z.B. nur vier Farben aus, um Wanderwege eindeutig zu kennzeichnen! Rot und Blau steht für die überregionalen, grün und gelb für die kommunalen Wege. Fertig! Die Idee stammt übrigens aus dem Böhmischen Nachbarland. Die Sauerländer sollten sich diese Idee mal näher anschauen…
Und plötzlich ist es da, das Grenzgebiet! Und hat allen Schrecken von früher verloren! Seit 500 Jahren ist die Grenzberührung zwischen dem Königlichen Böhmen und dem Deutschen Reich (so hieß das früher schon!!!) hier unverändert! Wir schwanken rüber und nüber, mal tschechisch mal deutsch. In den Zwanzigern sollte hier eine „Republik Fichtenhof“ gegründet werden, verlief aber später mangels Interesse im Sande…Rolf erzählt und erzählt, zeigt uns den Ausweis seines Großvaters aus dem Jahre 1928 in Original! Der war ein Grenzgänger, trank täglich sein böhmisches Bier. Mitten durch seine Kneipe verlief die Grenze, links deutsch, rechts böhmisch. Und weil die Polizeistunde in Böhmen erst um 1:00 Uhr war rückten die deutschen „Trinker“ um Mitternacht auf die böhmische Seite. Eine Anekdote von Rolf. Typisch für ihn! Und wenn wir schon mal im Tschechischen sind gibt es auch ein böhmisches Mittag: überreichlich, in 1A Qualität und seeehr preiswert! Nachdem Magen und Leber befriedigt sind geht es unter Donnergrollen zurück nach Bad Elster. Rolf erzählt noch das die „Weiße Elster“, DER Fluß hier, von dem hochdeutschen Begriff Alistra abstammt und so viel wie „busch- oder baumbestandenes Wasser“ bedeutet. Und das es in der Lausitz noch eine schwarze Elster gibt (auch ein Fluß). Ein Landrat aus Dresden hatte dies einfach so festgelegt nachdem er die ständigen Verwechslungen satt hatte. Ein letztes Zitat von Rolf lautet: “ Heute sind die guten alten Zeiten nach denen wir uns in 20 Jahren sehnen werden.“ Dann ist er verschwunden.
Sorry, ist wieder bissl viel geworden, aber der Rolf hat so viel gesagt! Und die warmherzige Gastlichkeit und Geselligkeit der Vogtländer lässt nichts zu wünschen übrig. Wohlfühlfaktor pur! Und es gibt hier auch klasse Kunst und Kultur! Von ersterem, dem EVITA-Event bin ich gerade zurückgekehrt. Beeindruckt von diesem Werk bleibt keine Zeit mehr für Bilder…Ich bedaure mich nicht intensiver bei Michael Hecht, dem Geschäftsführer, und „Don Pedro“ Oehme, dem Projektmanager, bedankt zu haben, bei dem „Fisch“ kann ich das am Samstag auf der Festung Königstein nachholen.
Und morgen? Eigentlich könnte ich hier aus der Wander-Rallye aussteigen geht es doch in meine Heimat, die Sächsischen Schweiz , in der ich schon 47mal Sylvester gefeiert habe. Keine Angst, ich werde mich natürlich hüten das zu tun! Bin ich doch gespannt wie sich die Sächsische Schweiz im Vergleich zu den anderen Wanderregionen schlagen wird! Und ich werde genau hinsehen! Außerdem: wann bekommt man denn sonst mal Gelegenheit in einem *****Hotel zu schlafen. Ihr hört also weiter von mir…
Gesichert unter: Allgemein am 1. Juli 2009
Hallo Thomas,
ihr bekommt ja ganz schön was geboten auf eurer Tour. Schön das jetzt mehr Fotos von der Tour zu sehen sind, da kann man sich ein bessere Bild von euren Erlebnissen machen.
Ich wünsch dir für die restlichen Tage noch gutes Wander- und Fotowetter.
Gruß Rex