Es mußte ja so kommen

 Donnerstag, 2. Juli 2009, H2O von oben und von unten 

Der „Donner“stag macht heute seinem Namen alle Ehre: meine Regenjacke vorsorglich gleich oben in den Rucksack gepackt brauche ich sie bereits auf dem kurzen Weg zur Information in Bad Schandau. Es gießt wie aus Kannen. In der Info ist es trocken, hell, schön freundlich! Nette Gesichter! Frische Blumen! Und Internet! Und das ganze von 9:00 bis 21:00 Uhr zu besichtigen!!! Volle Punktzahl, die beste Info auf unserer Tour!

René und Yvonne vom Touri-Verband erläutern an einer Karte unsere heutige 40km-Tour, wir lachen und scherzen noch, ohne zu ahnen das wir nicht mal die tatsächlichen 12 km schaffen werden…

Nach kurzem Fototermin bei der lokalen Presse gings los, hinaus in das Land und den Regen und den Nebel. Wir fahren mit dem „elektrisch freistehenden Personenaufzug“, so die amtsdeutsche(!) Bezeichnung für den Ostrauer Aufzug vom Baujahr 1905, hundert Meter in die Höhe. Wir erfahren, das der Hr. Sendig hier ein Hotelier, noch viel mehr ein Visionär war. Er lies den Aufzug bauen, den hat man noch genehmigt! Er wollte noch einen Weltsportplatz und einen Luftschiffhafen hier oben errichten, die Weltwirtschaftskrise hat das verhindert. Die heutigen Ostrauer werden dieser damaligen Krise dankbar sein. Eingebracht hat das Hr. Sendig natürlich garnix, er verbrachte hier oben seinen Lebensabend… ohne die nötigen „Mittelchen“.

der freistehende Personenaufzug

der freistehende Personenaufzug

Bad Schandau im Regen

Bad Schandau im Regen

Aufwärts geht’s, langsam aber stetig. Und es dampft! Es dampft mächtig! Erst der Wald in seinem Mantel, und dann wir in unseren Klamotten. Es ist eine riesige Waschküche pur! Caspar D. Friedrich oder Ludwig Richter haben eben diesen Nebel in ihren Gemälden festgehalten. Also den Nebel vom Wald! Dem Wald in der Sächsischen Schweiz. Die beiden Schweizer Zingg und Graf, Dozenten an der Sächsischen Kunstakademie, haben sich übrigens diesen Namen ausgedacht, in Anlehnung an ihre Heimat Schweiz. Geologisch heißt diese Region Elbsandsteingebirge, Geologen sind unromantisch.

an der Emma-Bank

an der Emma-Bank

Jetzt ist die Emma dran. Emma ist eine Bank. Also nicht irgend so eine „Bäd-Bänk“, sondern eine zum Sitzen. Das wünsche ich mir insgeheim für manche Bankvorstände auch. Aber es geht hier um die Dame Emma, die mit unserem „lieben“ Hr. Sendig liiert ist (sieh an sieh an…) Sie will im Grünen sitzen und braucht dafür eine Bank. Aber es ist kein Geld da. Eine Taxe muß her! Die Kurtaxe war geboren! Die Frauen haben doch immer wieder die besten Ideen…Ob das verbrieft ist weiß ich nicht, Renè schmunzelt dabei so verschmitzt.

Tischlein deck dich

Tischlein deck dich

Wir bewegen uns weiter in Richtung Schrammsteine und kommen an einem wunderbar gedeckten Tisch vor bei, den uns das sächsische Rotkäppchen Gundel Strohbach eingerichtet hat. Alles heimische Spezialitäten. Ingeborg schreibt in ihrem Blog später: da wachsen die Korkenzieher auf Bäumen! Nach deftigem Essen und Trinken fragen wir uns ernsthaft ob wir noch weiter müssen/wollen. Aber ein dumpfes Grollen, noch in respektabler Entfernung mahnt zur Eile. Wir hasten und dampfen, dampfen und hasten über den Mittelwinkel auf die Höhe der Schrammsteine und von dort auf die gleichnamige Aussicht. Die Aussicht ist wie immer von hier oben überwältigend! Unsere „Neulinge“ reißen die Augen und Objektive der Kameras nur so auf. Als Belohnung packt Renè einen Schrammstein-Kräuter aus dem erzgebirgischen Krottendorf aus. Das erinnert mich an den Sauerland-Kalle mit seinem bayrischen Enzian. Da ich schon hunderte Bilder von hier oben habe, auch mit Sonne, wende ich mich lieber an Renè, der mir bereitwillig Auskunft gibt: die Schrammsteine sehen so zerklüftet und zerschrammt aus das man nicht lange überlegt hat: Schrammsteine eben. Es gibt hier eine Tante und ihr „Onkel“ ist auch irgendwo. Und ein Grollen ist da noch, plötzlich ganz nah und ganz laut…

zum Mittelwinkel geht's

zum Mittelwinkel geht's

Gewitter im Anmarch

Gewitter im Anmarch

Wir beeilen uns, isolieren jedes Metallteil und steigen über den am nächsten liegenden Jägersteig ab. Bis jetzt ist alles gut gegangen aber in diesem Moment öffnet sich der Himmel! Es gießt wie aus Kannen (s.o.) und es ist ein Wetter wo du dir wünschst das irgendwo eine Bushaltestelle stehen möge. Aber wo soll die herkommen hier draußen in dieser Wildnis??? Es blitzt und kracht, kracht und blitzt, wir sind mittendrin…statt nur dabei. Wir wissen nicht mehr ob wir auf dem richtigenWeg sind…oder im Flussbett (es war wirklich so! Ich hab es selber so noch nie hier erlebt) Die Nässe dringt durch alle Nähte, nimmt Besitz von dem „darunter“…

Später, unendlich später, stehen wir vor dem Bio-Hotel HELVETIA in Schmilka. Wir machen einen sehr „naturnahen“ Eindruck und Uwe Lindemann, der Bio-Hotelleiter, gewährt uns Einlass, ignoriert die Pfützen die um uns auf dem feinen Steinboden zusammenlaufen. Die „Luschis“ machen sich auf ins Hotel nach Bad Schandau, die anderen kommen in den Genuß eines Interviews der Lokalpresse, der Text zu den heut morgen gemachten Bildern. Lieber Uwe, herzlichen Dank für dieses Entgegenkommen und entschuldige die „Sauerei“ die wir verursacht haben! Viele Grüße an dein Team und weiterhin Gutes Gelingen!

Natürlich kommen die „Harten“ auch noch ins Hotel, bereiten sich auf, um eine Stunde später wieder „Wasser“ zu bekommen. Unvergleichlich schöner und wärmer, salziger und weicher ist das Wasser in der Toskana-Therme. Und irgendwie auch nicht so nass, finde ich. Das passende Abendessen gibt es auch gleich hier. Es wird lustig, noch lustiger…unsere Gruppe ist eben einmalig. Nur ganz kurz flammt bei jedem von uns auf das wir alle bald auseinander gehen werden… müssen…

Ein Spruch fällt mir noch ein, gesehen im Bio-Hotel: “ Es kommt nicht darauf an dem Leben mehr Jahre zu geben sondern den Jahren mehr Leben!“ Wie war, wie war…

07_Wald

2 Antworten zu “Es mußte ja so kommen”

  1. tscha als Einheimischer bin ich ja nun mal gespannt was Ihr am heutigen „Donner“stag elebt habt
    Was ich aus dem Büro gesehen hab hat eigentlich schon gereicht 😉

    Sebastian

  2. Hallo Thomas,
    ich kann mich da ganz gut in eure Lage versetzen, ich war ja mit Birgit im letzten Jahr auch in solch ein starkes Unwetter geraten. Hauptsache deine Kameraausrüstung ist trocken gebliebn und hier seit alle wieder wohlbehalten im Hotel angekommen.
    Gruß Rex und Birgit

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