Sie tut sich schwer, die „Alte Dame“

Freitag, 3. Juli 2009, mein neuer Job?

Die alte Dame „Sächsische Schweiz“ tut sich schwer, hält sich bedeckt, gibt ihre Schönheiten nur zögerlich preis! Vor rund 100Mio Jahren geboren hat sie diese Eigenarten bis heute nicht abgelegt. Viele Maler haben deshalb schon beinahe ihren Verstand verloren. Schon gestern lies sie uns nur kurz einen Einblick in ihr Innerstes gewähren bevor sie vor Traurigkeit völlig zerfloss. Und auch heute morgen ist sie bis oben hin zugeknöpft, eingepackt in dicke weiße Wattenebel.

kein Durchblick

kein Durchblick

Dabei haben wir uns für heute nochmal eine richtig schöne Tour rausgesucht: von der Bastei über Rathen und dem Lottersteig auf den Lilienstein.Und ich wünschte das sich unsere Gäste nochmal richtig sattsehen können. Leider ist in Bad Schandau auf dem Markt und überall dicker Nebel. Ich kenne den, verheißt er doch nichts Gutes. War ja auch logisch nach dieser Waschküche gestern.

tief unten die Elbe

tief unten die Elbe

Wir erhalten von René unsere Lunch-Pakete, fassen noch Wasser, und los gehts: in einem „stinknormalen“ blauen VW-Bus fährt uns Renè zum Ausgangspunkt unserer Tour auf das Bastei-Platteau. René hatte gestern schon angedeutet das er heute lieber die „muffige“ Büroluft vorzieht als mit uns durch’s Grüne zu ziehen. Oder hat er bloß nichts Trockenes zum Anziehen? Egal, ich spinge für ihn ein und beschließe innerlich schon mal die erste Änderung: wir gehen von der Bastei nicht die Schwedenlöcher runter sondern lieber über die „Felsenburg Neurathen“. Meinen Wanderkollegen werde ich das schon verklickern.

menschenleere Basteiaussicht

menschenleere Basteiaussicht

Jetzt gilt’s: Renè ist weg und ich bin allein mit unserer Gruppe. Irgendwie fühle ich mich als „Eenheemscher“ (Einheimischer) verantwortlich für alle und wir stimmen unseren Tagesablauf ab. Ich erkläre kurz die Entstehung dieses DDR-typischen Prunkbaues, der so untypisch für diese Landschaft ist und dann sind wir allein…im Nebel…auf der Bastei-Aussicht, ganz vorn, auf der Spitze, nur das Geländer hält uns zurück. Und wir sehen: NICHTS! NULL! NOTHING! Schwer vorstellbar, das der Elbspiegel hier über 100 m unter uns liegt. Durch den Nebel dringt der Lärm eines Güterzuges herauf, höchstens als grobe Orientierung geeignet. Ich unternehme erst garnicht den Versuch irgendwas zu erklären, so bleibt es bei einem „vernebelten“ Gipfelfoto.

Gansfelsen

Gansfelsen

Und dann passiert es doch: die alte Dame hat ein Einsehen mit uns, entblöst sich. Langsam zwar und spielerisch, aber stetig! Nebelfetzen huschen an uns vorbei, geben erste Ein-und Tiefblicke frei. In eine Landschaft die so unglaublich schön und romatisch anzusehen ist, das auch ich, der hier geboren ist, lebt und arbeitet, immer wieder staune und Neues entdecke. Wie mag es da erst meinen Wanderkollegen ergehen? Ein bisschen erahne ich es: die Auslöser der Kameras rasseln wie verrückt, Filme werden gewechselt, unterbrochen von Worten wie „Ah“, „Oh“, „Wow“. Ich ergänze diese Worte durch ganze Sätze, versuche zu erklären, was ich über die umliegenden Gipfel und Täler weiß. Meine Wanderkollegen sind zufrieden, ich bin es auch, haben sie doch meine Wissenslücken nicht bemerkt.

unser Tagesziel, der Lilienstein

unser Tagesziel, der Lilienstein

Wir kommen in Kurort Rathen an, wandern genüßlich am Elbufer durch schattigen Wald, steigen auf die Höhe, es geht über Felder und durch Wälder. Und das Gewitter ist auch wieder da, grummelt fern vor sich hin, schickt trotzdem noch einen Regenschauer, im Nordaufstieg müssen wir die Regenjacken anziehen. Oben angekommen können wir sie wieder ausziehen und machen Picknick. Im Stile eines richtigen Bergführers spendiere ich einen Gipfelschnapps und wir entdecken die Aussichten, auf dem größten Tafelberg (415m) hier in der „Sächsischen“. Ich erkläre analog zur Bastei was wir alles so sehen und meine Wanderkollegen sind wiederum zufrieden. Könnte mir gefallen, der Job als Wanderführer.

Aussicht vom Lilienstein

Aussicht vom Lilienstein

Es ist jetzt irgendwas um 00:00 Uhr und will noch schnell den Rest des Tages erzählen: mit dem Taxi wieder zurück hat jeder im *****Hotel seine Fußmassage genossen. Wir schwärmen auf dem Papststein noch davon, wo wir zum Abendessen waren. „Wir“ sind jetzt ein wenig mehr geworden: in Vorbereitung des morgigen Abschlussabends auf der Festung Königstein sind Vertreter der anderen Wanderzentren mit dabei: Anja z.B. aus dem Schwarzwald. Oder auch Hr. Hecht aus dem Vogtland. Und die Promotion-Agentur ist mit dabei der wir diese wunderbare Wandertour durch fünf einmalige Wandergebiete zu verdanken haben! Yvonne, die Chefin vom Sächsischen Tourismusverband hat den Hut auf. Zum Ablauf des Abends sage ich nix, ihr habt es schon 13mal gelesen. Die fünf-Sterne-Steifigkeit vom Begrüßungsabend ist jedenfalls schon lange verflogen!

Morgen ist unser letzter gemeinsamer und ganzer Tag. Keiner redet davon, aber jeder denkt mit Entsetzen daran. Wir werden es ruhig angehen lassen. Ruhig? Ich muss verrückt sein, entschließe mich zum Grundkurs im Felsklettern. Ein absolutes Novum für mich! Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen…

„Gut’s Nächtle“

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