Die letzte Reise beginnt

Mittwoch, 1. Juli 2009, unser letzter gemeinsamer Reisetag
Jürgen ist schon weg. Pünktlich um 15:00 Uhr bricht Jürgen und sein Bus auf in Richtung Heimat: Luxemburg. Über 900 km liegen noch vor ihm! Zuvor hat er uns nochmal perfekt in die Sächsische Schweiz nach Bad Schandau geschaukelt. Wir haben die Göltzschtalbrücke gesehen und meine Terasse zu Hause. Mein liebes Frauchen reichte einen bundeslandtypischen Sekt dazu. Zum Schluß gabs nochmal Spontanapplaus für Jürgen. Wir wünschen Jürgen das er gut zu Hause ankommt! Und wir wollen in Verbindung bleiben! Ob es bei seiner Ankunft zu Hause auch Spontanapplaus gibt???

Göltzschtalbrücke

Göltzschtalbrücke

acht verrückte Wanderer und ein Busfahrer

acht verrückte Wanderer und ein Busfahrer

Wir sind im *****Hotel Elbresidenz in Bad Schandau. Edel, kühl, sachlich und perfekt. Genau wie die Marketingleiterin, die mit uns einen kurzen Rundgang macht. Durch allerlei Räumlichkeiten die alle ihre Funktion haben. Wir sehen eine aufwändig gestaltete Wohlfühl-Oase im 4. Stock! Auch die Wanderfüße und überhaupt der ganze Wanderer müssen mahl „aryouvedaert“ werden.

Wir treffen uns im Sendig, nicht dem Brunnen vor , sondern der gastronomischen Zentrale im Hause. Ein kleinwenig Änderung der Sitzgeometrie schafft Platz für ALLE, und wir speisen lecker und würdig. Wir kommen, für mich viel zu kurz, mit den hiesigen „Wanderprofis“ in Kontakt. Liegt es an der Sterilität dieses Prunkbaues oder an der Zusammengeschweißtheit unserer Gruppe? Oder sehe ich alles viel zu kompliziert durch MEINE rosarote Brille??? Der Funke will nicht überspringen. Die nächsten Tage werden es zeigen…

 

Blog kaputt ??? (update)

Sorry für die doofe Darstellung hier im Blog mit dieser grauen Hintergrundfarbe…die schwarze Schrift läßt sich damit noch schlechter lesen. Ich kann es mir nicht erklären und es ist von mir auch nicht gewollt, ich weiß nicht wo ich dran drehen soll. Außerdem ist für solche technischen Spielereien hier überhaupt keine Zeit, wir werden von einer Veranstaltung zur Nächsten bugsiert, deshalb muß es also erst mal so gehen. Tut mir echt leid…

Update Offenbar hat nicht jeder Rechner ein Problem: Sylvia meinte bei ihrem PC auf Arbeit sei alles okay, bei mir zu Hause leider nicht. Wie hier auf meinem Laptop. Es muss trotzdem erstmal so gehen. Bin jetzt in Bad Schandau im *****Hotel, da gibts DSL! Und zwar gratis!!! Da kommen auch wieder paar Bilder. Der Tagesbericht folgt bald.

Von Bädern und Grenzgängen

Dienstag, 30. Juni 2009, fast schon Juli

Bad Elster! Unser erstes Ziel heute morgen, beginnt gleich mit einem Aufschrei der Mädels: wir erfahren die Überraschung vom Tourismusverband. Streng geheim gehalten die letzten Tage, geht es heut abend um 20:00 auf die Freilichtbühne nach Plauen zum Musical EVITA. Ich kann mich beherrschen, zeige meine Freude eher innerlich und denke dabei an das AC/DC-Konzert vor vier Wochen in Leipzig…

Wir werden begrüßt von Rolf Ebert, dem Präsidenten des Verbands Vogtländischer Touristen, der Chef also höchst persönlich! Der Mann steckt voller Wissen! Es ist eine Genugtuung ihm zuzuhören. Die Infos sprudeln nur so und ich komme mit meinen Notizen kaum hinterher.

Bad Elster, ein kleiner Ort ganz tief im Vogtland, lebt von den Wassern einer Heilquelle, der Marienquelle, für alle möglichen Männer- und Frauenleiden. Kinder können natürlich auch mitkommen! Das Albert-Bad wurde 1899-1900 um diese Quellen herum gebaut auf Antrag des sächsischen Königshauses. Es ist eines der größten Moorheilbäder in Deutschland. Wer sich erinnert an die kleinen Seen im Schwarzwald, mit schwarzem Moorwasser gefüllt, weiß das man hier schwarz aus der Wanne steigt, im Gegensatz zur weißen Kalkschlempe im Baiersbronner Zuber. Kurgäste aller Schichten der Bevölkerung flanierten und flanieren hier, Rolf bringt das kurz auf den Punkt:“ Morgens Fango, abends Tango“. Die Elster als Vogel ist übrigens das Wappentier vom Bad und hat nix mit der „Weißen Elster“, DEM Fluß hier, zu tun, dazu später mehr. Mit noch einem Zitat von Rolf „Was nicht schafft die Marienquelle schafft abends dann die Kurkapelle“ beenden wir unsere Führung und machen uns auf in Richtung Grenze…

Wir laufen auf dem VPW (Vogtlandpanoramaweg), dem ersten zertifizierten Wanderweg in den NBL. Inzwischen ist noch der Klingenthaler Höhenweg, unsere gestrige Route, dazugekommen. Mehr gibt es in Sachsen nicht! Wer anderes behauptet zeigt unverkennbar seine Nähe zur Sächsischen Staatsregierung, die hätte nämlich gern mehr. Überhaupt ist dieser z.Zt. sattfindende Zertifizierungswahn eine Katastrophe, aber typisch deutsch! Ein Gremium legt fest ob die Erfüllung von 23 Kriterien zur Zertifizierung reichen. Ich dachte immer man wandert einfach los und wenn es einem gefällt kommt man wieder, oder eben nicht. Aber Rolf zeigt, das es auch anders gehen würde: so reichen z.B. nur vier Farben aus, um Wanderwege eindeutig zu kennzeichnen! Rot und Blau steht für die überregionalen, grün und gelb für die kommunalen Wege. Fertig! Die Idee stammt übrigens aus dem Böhmischen Nachbarland. Die Sauerländer sollten sich diese Idee mal näher anschauen…

Und plötzlich ist es da, das Grenzgebiet! Und hat allen Schrecken von früher verloren! Seit 500 Jahren ist die Grenzberührung zwischen dem Königlichen Böhmen und dem Deutschen Reich (so hieß das früher schon!!!) hier unverändert! Wir schwanken rüber und nüber, mal tschechisch mal deutsch. In den Zwanzigern sollte hier eine „Republik Fichtenhof“ gegründet werden, verlief aber später mangels Interesse im Sande…Rolf erzählt und erzählt, zeigt uns den Ausweis seines Großvaters aus dem Jahre 1928 in Original! Der war ein Grenzgänger, trank täglich sein böhmisches Bier. Mitten durch seine Kneipe verlief die Grenze, links deutsch, rechts böhmisch. Und weil die Polizeistunde in Böhmen erst um 1:00 Uhr war rückten die deutschen „Trinker“ um Mitternacht auf die böhmische Seite. Eine Anekdote von Rolf. Typisch für ihn! Und wenn wir schon mal im Tschechischen sind gibt es auch ein böhmisches Mittag: überreichlich, in 1A Qualität und seeehr preiswert! Nachdem Magen und Leber befriedigt sind geht es unter Donnergrollen zurück nach Bad Elster. Rolf erzählt noch das die „Weiße Elster“, DER Fluß hier, von dem hochdeutschen Begriff Alistra abstammt und so viel wie „busch- oder baumbestandenes Wasser“ bedeutet. Und das es in der Lausitz noch eine schwarze Elster gibt (auch ein Fluß). Ein Landrat aus Dresden hatte dies einfach so festgelegt nachdem er die ständigen Verwechslungen satt hatte. Ein letztes Zitat von Rolf lautet: “ Heute sind die guten alten Zeiten nach denen wir uns in 20 Jahren sehnen werden.“ Dann ist er verschwunden.

Sorry, ist wieder bissl viel geworden, aber der Rolf hat so viel gesagt! Und die warmherzige Gastlichkeit und Geselligkeit der Vogtländer lässt nichts zu wünschen übrig. Wohlfühlfaktor pur! Und es gibt hier auch klasse Kunst und Kultur! Von ersterem, dem EVITA-Event bin ich gerade zurückgekehrt. Beeindruckt von diesem Werk bleibt keine Zeit mehr für Bilder…Ich bedaure mich nicht intensiver bei Michael Hecht, dem Geschäftsführer, und „Don Pedro“ Oehme, dem Projektmanager, bedankt zu haben, bei dem „Fisch“ kann ich das am Samstag auf der Festung Königstein nachholen.

Und morgen? Eigentlich könnte ich hier aus der Wander-Rallye aussteigen geht es doch in meine Heimat, die Sächsischen Schweiz , in der ich schon 47mal Sylvester gefeiert habe. Keine Angst, ich werde mich natürlich hüten das zu tun! Bin ich doch gespannt wie sich die Sächsische Schweiz im Vergleich zu den anderen Wanderregionen schlagen wird! Und ich werde genau hinsehen! Außerdem: wann bekommt man denn sonst mal Gelegenheit in einem *****Hotel zu schlafen. Ihr hört also weiter von mir…

Kling Klang Klong

Montag, 29. Juni 2009, …oder endlich wieder Internet!

Wer in der klingenden Ferienregion „Klingenthal-Mühlleiten“ unterwegs ist wird zweifellos irgendwann mit Musik in Verbindung kommen! Bei uns war es das erste Mal zum Mittagessen im Hotel „Ferienregion Mühlleiten“ soweit. Altdeutscher Schlager von der CD, passt eher zu Sauerbraten oder Roulladen mit Klößen. Dabei wird in der Klingenthaler Region (ist doch treffend oder?) schon seit 800 Jahren musiziert, allerdings nicht auf CD! Es waren böhmische Aussiedler und Bergarbeiter die anstatt unter Tage zu hämmern lieber bei Lichte musizieren wollten. So richtig los gings dann vor 100 Jahren, als ein gewisser Herr Klein hier ganz Groß raus kam: er brachte aus Frankfurt/M. ein Modell der Mundharmonika mit, ersetzte den „Mund“ durch einen Blasebalg und fertig war die Harmonika! Auch Schifferklavier, Zerrwanst oder Akkordeon genannt. In der DDR wurde daraus ein „Weltmeister“ gemacht (die Marke ist gemeint): 3000 Menschen schafften 250 Instrumente pro Tag! So war der Plan, koste es was es wolle. Heute sind davon noch 80 übrig geblieben. Also Menschen…meine ich. Die produzieren nun wirklich individuell nach Bedarf und ein geübter „Handzuginstrumentenmacher“, so die offizielle Berufsbezeichnung, braucht für die 2000 Teile 60 Stunden!

new Collection

new Collection

Überhaupt ist das Vogtland ein schönes Land: es gibt hier weniger Wälder, dafür mehr Wiesen und Felder. Es gibt nette Dörfchen mit schmucken Häuschen! Viele neue Grün-„Töne“ tauchen auf, bringen eine angenehme farbige Abwechslung. Die vielen Vögte (Mehrzahl von Vogt…dämmerts?) und Fürsten haben das auch schon im 15./16. Jh. bemerkt und sich hier wohl gefühlt. Ob die es schon waren die im Kieler Flößergraben um 1630 das Brennholz bis nach „Leibdsch“ (sächsich für Leipzig) geflößt haben ist nicht überliefert, wird aber angenommen.

Rundumsicht Klingenthal

Rundumsicht Klingenthal

Und dann gibt es noch die „Vogtland-Arena“, ein Wohl“klingen“der Name bei allen Skisprungfans! Wir bekommen auf dem riesen Areal, wo 25.000 Menschen Platz finden wenn sich immer 4 davon einen Quadratmeter teilen (nach DIN), eine exclusive Führung vom Auslauf bis zum Ablauf von Matthias Deckert, einer Ost-(West?)-Skisprunglegende bis 1987. Heute macht er keine so großen Sprünge mehr, als Bürgermeister(!) sicherlich auch etwas schwierig, und springt „…heute nur noch vom Schrank ins Bett“ (Originalzitat um Schmunzeln).

die modernste Skisprung-Arena Europas

die modernste Skisprung-Arena Europas

Im Vogtland ist es immer noch schön! Das Wetter ist wieder mal Spitze, wir haben es seit Baiersbronn abboniert! Nur das Internet hingt der Zeit hinterher: ich verstehe nicht, wie ich in unserer so kommunikativen Zeit dem rosa T-Schweinchen 8,– € in der Rachen werfen soll…pro Stunde! Aber wir haben dank der Verena Weiße eine Lösung gefunden. Nur mit den Bildern muß ich mich wieder mal zurück halten, sost ist das Limit für uns hier zu schnell aufgebgraucht.

Blauzapf

Blauzapf

Abreise = Anreise (update)

Sonntag, 28. Juni 2009, kurz vor der Abfahrt
Jürgen ist schon da!!! Das ist ganz wichtig, er und sein Bus bringen uns doch hoffentlich sicher ins Vogtland! Jürgen hat schon 3,5 Stunden Anfahrt aus Luxemburg hinter sich. Er bleibt ab jetzt bei uns, bis in die Sächsische Schweiz! Das ist auch gut so!
Es ist kühl hier im Sauerland. Auch wenn die Sonne scheint. Ich freue mich auf das „wärmere“ Schöneck im Vogtland! Tschüssi. Bis heute abend…

ps: W-Susanne ist bis kurz vor der Abfahrt noch nicht aufgetaucht…

 

Und es geht doch! (update)

Wow! Was für eine Anlage! Das gigantische IFA-Hotel in Schöneck im Vogtland, was mehr in die Höhe geht als in die Breite, bringt mich in Bedrängnis: mir gehen die Superlative aus, und das will was heißen! Anfangs erschrocken über die typische, nur äußerliche(!) Sichtbarkeit des Baujahres 1984-86, das mich sofort an meine Herkunft erinnert, folgt eine tiefe Genugtuung und lässt mich das Sauerland ganz schnell vergessen! Wir sind doch auf dem richtigen Rallye-Weg!

Begrüßt vom „Vize“-Chef, der „Big-Boss“ kommt erst morgen, und dem hießigen Touri-Guide mit dem überhaupt nicht „säggsch’n“ Namen Pedro erhalten wir …na? die INFO-Tüte! (ätsch), ein Novum bei den Begrüßungspaketen. Und es wird noch nicht das letzte Novum für heute sein! Zuvor machen wir einen Rundgang, oder besser: Durchgang durch das überreichlich gefüllte Buffet: heiß und kalt, mediteran und deftig, süß und sauer. Herz was willst du mehr! Höchstens einen Platz mit schöner Aussicht…bitteschön: da ist er schon, ein Tisch mit herrlicher Weitsicht gehört die nächsten Tage uns! Das Hotel hier wird nicht umsonst der Aussichtsbalkon des Vogtlandes genannt!

Jeder von uns, incl. Jürgen, unserem Fahrer, hat heut nicht weniger als vier Gänge zum „Verpflegungsstützpunkt“ absolviert! Und man müßte immer noch keine Pause einlegen…mal sehen was hier größer geschrieben wird: wandern oder schlemmen. Aber jetzt ist erstmal wieder unsere Aufmerksamkeit gefragt: das zweite Novum steht an! Wir erhalten ein exklusive Führung von innen und von außen durch diesen „Freizeit-Tempel“! Es geht bis in die 9. Etage rauf und zwei Stockwerke unter Null. Groß…Größer…am Größten…mehr fällt mir dazu nicht ein: das Hotel hat 319 Zimmer bzw. FeWo’s mit insgesamt 1050 Betten. Die Badelandschaft ist saagenhafte 1600qm groß!!! (hapimag…jez soagst nix mehr…) Mütter und Väter: schnappt eure Nachkommen und kommt in’s Vogtland! Mehr Ruhe vor euren „Lieblingen“ bekommt ihr nirgendwo! Und ich meine das wirklich so, hab ich doch allerlei verrückter Sachen entdeckt die ich selber gern ausprobieren würde: Billard, Kegeln. Bowlen, zocken, sporteln, schwimmen, saunieren fallen mir spontan ein. Oder auch (computer) spielen, malen, singen für die Kleineren. Beeindruckt von der „Gigantomanie“ verkrümeln wir uns, begleitet von einem schönen Sonnenuntergang, nach und nach in die Zimmer und freuen uns auf morgen!

Ps: die Busfahrt verlief unspektakulär und analog dem letzten Mal, bitte dort nachlesen, nur Ingeborg war ohne Gurke. Und 1,5 Stunden länger war sie diesmal.

im Vogtland

im Vogtland

ein kleines Stück Rothaarsteig

Samstag,27. Juni 2009, Halbzeit
  
Heute ist schon die Hälfte unserer gemeinsamen Wanderzeit vorbei. Immer wenn im Urlaub Halbzeit ist geht die zweite Hälfte schneller um als die erste. Das ist natürlich Quatsch, denn die Halbzeit ist ja genau die Mitte in der Zeit. Trotzdem ist das so, auch in Österreich und Luxemburg. Halbzeit ist doof. 

Laut Programm heißt unsere Tour heute „Der höchste Berg Westfalens“ und soll 17km lang sein. Nach kurzen Gedenken ob der o.g. Halbzeit steigen wir mit Kalle wieder in unser Taxi und fahren in unseren Startort Niedersfeld (500m). Es ist ein schickes kleines Dorf genau wie gestern. Die Häuser hier haben alle viel Schiefer am Haus, ist so ähnlich wie im Vogtland und Erzgebirge. In Ersteres wollen wir ja morgen aufbrechen.

Auf breiten Wegen geht es kräftig nach oben, laut Kalle waren hier erst die Mountenbiker unterwegs. Kinderwagen hätten auch noch Platz, schieben möchte ich den aber nicht. Ansonsten ist es wie gestern: die Mädels kommunizieren wieder häftig miteinander und ein Juchzer ab und zu zeigt uns wo das Ende der Gruppe ist. Ein wunderbares Klima in der Gruppe.

Das Klima im Wald ist da ein ganz anderes, eine Feuchte wie im Tropenwald (in dem ich noch garnicht war) läßt jeden von uns im eigenen Saft schmoren. Auch Kalle. Das beruhigt mich. Überhaupt schüttet uns Kalle heute mit Informationen zu ohne gefragt worden zu sein. So gelangen wir auf den Rothaarsteig und auf diesem zielstrebig zu unserem Tagesziel, dem Clemensberg (838m). Und hier passiert es: Kalle „läßt die Sau“ raus! In Form eines Bayrischen Bärwurz macht ein Flachmann die Runde und wir genießen unser Gipfelglück mit einem weiten Blick in die Landschaft bis zu den dunklen Wolken am Horizont.

Weiter auf der Höhe gelangen wir zur Hoch-Heide und „Neuer Hagen“, der höchsten Hochheide Deutschlands. Gelockert von der „Sau“ auf dem Clemensberg frage ich Kalle direkt, wie er denn die Sauerländer so sieht. Ein „Zurückhaltend“ von ihm muss reichen. Ingeborg ergänzt das später um ein „sehr“ und fügt noch ein „ruppig“ und „wenig zugänglich“ hinzu. Ich denke sie kann das gut einschätzen, ist sie doch geografisch gesehen den Sauerländern eher zugetan als z.B. den Sachsen. Ich wende mich jetzt der Hochheide zu. Es muss ein tolles Bild sein wenn diese riesige braungrüne Fläche in Kürze rosarot überläuft. Ende Juli ist es soweit. Just in diesem Augenblick beginnt es zu tröpfeln.

Das Ende unserer Tour ist schnell erzählt: im Heide-Hotel gibts Mittag und Radeberger Bier. Wir beschließen in demokratischer Abstimmung auf den Besuch einer weiteren Mühle zu verzichten. Einen Robi wie im Müllerthal wird es hier bei dieser Mentalität der Sauerländer sowieso nicht geben und so fahren wir lieber gleich mit dem Taxi ins Hotel um noch was vom Nachmittag zu haben. Nach ausgiebigen ruhen, wellnässen, saunieren, bloggen treffen wir uns zum Abendbrot was nicht ganz so spektakulär wie gestern verläuft. Jeder hat sich wohl schon innerlich auf die morgige Abreise eingestellt und hofft das die Vogtländer ein andere Schlag sind. Die Exklusivität eines Wellness-Tempels oder „königlicher Zimmer“ ersetzt eben nicht die Herzlichkeit und Menschlichkeit einer individuellen Betreung! Ich bin gespannt ob ich mich von der W-Susanne persönlich verabschieden kann… 

der Rothaarsteig

der Rothaarsteig

 

am Wegesrand

am Wegesrand

 

zu viele Informationen

zu viele Informationen

nochmal am Wegesrand

nochmal am Wegesrand

Sammelsurium

Sammelsurium

die Teilhaber der Aktien-Anlage

die Teilhaber der Aktien-Anlage

Hasten auf den „Asten“?

Freitag, 26. Juni 2009, tagesende
 
 Um 8:45 Uhr ist für heut morgen unser Start in das Sauerland angesetzt, alle sind pünktlich, und diesmal etwas regenfester ausgerüstet. Unser Wanderführer stellt sich kurz und knapp als Kalle vor und ich schnappe den dezenten Hinweis auf das nur jeder soviel unterwegs trinken kann wie er selber im Rucksack hat. Ich eile zusammen mit Stefanie noch schnell in den hier ansässigen kleinen Shop und hole ein große Flasche Wasser. Inzwischen ist unser Taxi eingetroffen und ich komme über das Nummernschild zum ersten Mal mit unserem Wanderführer ins Gespräch. Die Buchstaben „HSK“ bedeuten HochSauerlandKreis. Oder auch HilfeSieKommen. Diese zweite Bezeichnung, die ich gerade noch so aufschnappe, speicher ich erstmal nur ab, ohne zu wissen, das diese mich den ganzen Tag beschäftigen wird.05_Züchen

01_Wanderzeichen

Eine kurze Fahrt bringt uns nach unten ins Tal in das kleine Dorf Züschen (480m), unsrem Startort für die heutige Tageswanderung auf den „Kahlen Asten“, mit 841m der zweithöchste Berg hier im Sauerland. Es wird kein „Hasten“ werden wie ich es in meiner Überschrift angekündigt habe, aber es reimt sich so gut und ich lasse es so stehen. Auf dem Prozessionsweg geht es ab jetzt stetig bergan, mal mehr mal weniger, ab und zu unterbrochen durch einen Hinweis von Kalle. Unsere Mädels sind heute besonders gut drauf, sie scherzen und lachen, das es eine Freude ist. Klar doch: Stefanie die unsere Busfahrt gestern „verschlafen“ hat, hat viel nachzuholen und findet in Ingeborg tatkräftige Unterstützung. Die Gruppe zieht sich weit auseinander, unser Reinhard, seit dem Müllerthal in Luxemburg liebevoll als „gelber Punkt“ getauft weil er immer so ein gelbes Mützchen aufgesetzt hat, führt an, ich folge ihm durch meterhohe Brennesseln, weiter hinten höre ich die anderen und irgendwo dazwischen ist Kalle.

03_gelber Punkt

02_Fingerhut

Wissen ist Macht! Und so beschließe ich mir die nötigen Hinweise für die heutige Tour noch vor den anderen direkt von Kalle zu holen. Kalle antwortet kurz und knapp auf meine Fragen, stichwortartig notiere ich alles. Aber selbst meine sonst so lockere Art schafft es nicht ein angenehmes Gespräch aufzubauen und so bleibe ich lieber beim kühlen „Sie“ und denke dabei an die zweite Bezeichnung auf dem Nummernschild. Was ich erfahre ist trotzdem sehr interessant, ich bereite es für euch mal kurz auf: Winterberg wird im 13.Jh erwähnt als Weidenberg. Und es waren diesmal keine Römer hier, sonder unsere Vorfaren haben alles selber in die Hand genommen, ein ostgermanischer Stamm unter „Sugamberer“ (Lautschrift). Für Winterberg liegt die Saison im Winter, diesen Winter gab es 120 Schneetage…und massenhaft Holländer. Jetzt verstehe ich auch die Bezeichnung das der „Kahle Asten“ Hollands höchster Berg ist, weil die Holländer es nicht bis weiter südlich schaffen.

06_Kyrill

07_Margariten

Wir kommen vorbei an vielen kahlen und „abgeholzten“ Stellen, für die Abholzung ist diesmal „Kyrill“ Schuld, auch so ein mieser Typ wie der „Lothar“ im Schwarzwald. „Kyrill“ fegte hier im Januar 2007 über das Gelände und hat sich dafür zwei Tage Zeit gelassen. Es entstand ein Schaden von 5 Mrd. € und 190.000fm. 200 Züge transportierten das Holz aus Winterberg auf den freien Markt. Auch hier gab es zum Glück keinen Mensch- oder Tierschaden und ebenso eine osteuropäische Unterstüzung bei den Aufräumungsarbeiten. Jetzt ist der Wald wieder am Gedeien, das ist auch notwendig, kommt doch jeder dritte Weihnachtsbaum in Deutschland aus dem Sauerland. Hier ist die Aufbereitung für euch erst mal am Ende.

04_Wanderzeichen

09_Wiesenblume

Ich verarbeite schon mal gedanklich unser Gespräch, bringe es im Kopf in eine lesbare Form und gelange so mit den anderen nach Mollseifen (620m),einem kleinen hübschen Ortsteil von Winterberg. Hier ist 13:00 das Mittagessen angesetzt, wir sind pünktlich und ich entscheide mich für die Empfehlung von Kalle: die Forelle wäre hier gut. „Gut“ ist aber relativ und so stellt mein „Fisch“ mit viel zu viel „Röstaromen“ den kulinarischen Tiefpunkt unserer Wanderung dar. Ein „Willi“ soll das aber wieder gerade richten. Nach dem Essen brechen wir zu unserem letzten Abschnitt auf, dem Anstieg auf den „Kahlen Asten“.

08_Kahler Asten

10_Aussicht

Der „Kahle Asten“ ist mit 841m der zweithöchste Berg hier im Sauerland und 1880-1890 begehbar gemacht worden, 1925 kam eine Bewirtschaftung dazu und vor zwei Jahren 36 Betten für die Rothaarsteig-Wanderer. Der hat seinen Namen übrigens von den vielen roten Buchen.

Während die Hälfte unserer Gruppe den Aussichtsturm besteigt bestellt Kalle unser Taxi und wir brausen geg. 16:00 Uhr zu unserem letzten Event: ein Besuch im hiesigen Klettergarten oder der Panorama-Brücke. Ich lasse die „Luschis“ auf die Brücke ziehen und beschließe zusammen mit Stefanie, Steffie und Elisabeth, mir den letzten Kick zu holen. Steffie gestaltet ab und an mal verschieden Outdoor-Camps und so ist es für mich kein Wunder das sie alle 4 Routen pravourös absolviert! Klasse Leistung. Ich bleibe nach der zweiten Route lieber unten und bereite mich schon mal gedanklich auf unseren Heimweg vor, denn Taxi gibt es diesmal keines. „Tschüss! Bis morgen!“ waren die letzten Worte von Kalle für heute…

Zum Schluss nur noch so viel: wir vier erreichten 19:10 Uhr unsere „Aktien-Hotel-Anlage“, aber mit schönem EDEKA-Rotwein im Gepäck. Zum Besuch der gigantischen Wellnessanlage blieb keine Zeit mehr da wir uns 19:30 Uhr zum Abendbrot selber treffen wollten. Der Abend war sehr lustig, wir hatten alle mächtig Spass! Eigentlich wie die ganze Zeit seit dem Bahnhof in Baiersbronn. Wenn man sich versteht braucht man nicht viel Zeit um zueinander zu finden! Und das ist ja wohl das wichtigste! Morgen ist noch eine Wanderung angesetzt! Ich beschließe noch vor Kalle an das Wasser zu denken. Und „Hilfe sie kommen“ fällt mir wieder ein…wer ist bloß mit „sie“ gemeint…

Bis morgen dann

Ach du Schreck!

Freitagmorgen, kurz vor dem Frühstück

Ich seh nix mehr! Also wenn ich raus schaue seh ich nix mehr. Gestern noch Waldmeer, heute Nebelmeer! Total dicke Suppe hier in über 600m Höhe und ich traue mich nicht mal auf den Balkon! Ich hoffe innerlich das es „nur“ Nebel ist, was ich jetzt auf dem Weg zum Frühstück gleich wissen werde.

Hapimag macht happy

Donnerstag, 25. Juni 2009, nach dem Einchecken

„Boah…joa legg mie…“ Origianl-Zitat von Stefanie aus Innbruck beim Betreten ihres Zimmers nach dem Einchecken. Meine Kollegin aus Sachsen bemüht da eher den Herrn über uns:“ Um Gottes Willen…“ Und auch mir entlockt es ein überraschtes „Ui“ und ich bin über die Laufzeit des Echos gespannt. Genau so weitläufig wie die Landschaft draußen sind unsere Zimmer! Es ist schon eher eine kleine Wohnung in der ich anfangs Mühe habe mich zwichen den ganzen Zimmertüren und Schranktüren zurecht zufinden.

Und genau so zum Verlaufen ist der Wellness-Bereich angelegt: vier Saunen, ein großes Schwimmbad, Außenpools, viele Ruheräume in denen keiner drin liegt. Insgeheim beschließe ich mich von der Truppe abzuseilen und die restlichen Tage hier zu „wellnässen“. Ich könnte mir vorstellen das die anderen von uns die gleiche Idee haben.

Wir erfahren zum Abendbrot vom Hotelchef das es eigentlich Hapim-AG heißt, man kann hier Aktien kaufen, erhält Punkte im Jahr zum Aufenthalt, kann die im Voraus nehmen oder ansparen. Braucht somit keine Übernachtung zahlen sondern nur die Nebenkosten. Es gibt 55 solcher Anlagen, 54 davon in Europa. Man kann überall mit der Aktie einchecken. Habt ihr das jetzt kappiert? Ich jedenfalls nicht so richtig, dann laßt uns lieber über Susanne reden.

Um es gleich vorweg zu nehmen: es ist nicht die Susanne die uns heut morgen in Luxemburg so herzlich verabschiedet hat. Man kann auch im Sauerland die Namen mehrmals vergeben. Zur besseren Unterscheidung nenne ich sie die Winterberg-Susanne. Zum Empfang gibt es wieder (mal) Sekt und das inzwischen übliche dicke Info-Paket. Und leider auch eine nicht ganz so tolle Nachricht. Bevor die W-Susanne richtig da ist ist sie schon wieder weg. Blöderweise hat sie hier noch ein anderes großes Event zu betreuen, mit allem Pi Pa Po und Prominenz und Fernsehen und so… Schade. Sie meinte zwar das unser Wanderführer ihr „Lieblingswanderführer“ ist aber was soll ICH mit ihrem „Liebling“ anfangen. Aber spätestens auf der Festung Königstein ist die W-Susanne auf alle Fälle wieder dabei (wenn sie nicht bis dahin im Fernsehen groß rauskommt).

Ansonsten verläuft der Abend relativ unspektakulär, wir „müssen“ unser Essen selber holen, am Buffet. Unsere Gruppe ist gut drauf und so bringen wir erstmal richtig Stimmung in den Laden, was den Chef-Aktionär doch etwas ungläubig gucken läßt, wie man sich nach den paar Tagen schon so gut verstehen kann. Um 22:00 Uhr beende ich die Session fast als letzter und begebe mich in meine 23-Zimmer Wohnung. Und endlich hab ich hier mal Internet auf der Bude! Hab deshalb noch ein paar Bilder der vergangenen Tage eingestellt. Ich hoffe das es noch mehr werden… 

Back to Germany

Donnerstag, 25. Juni 2009

Eben so schnell wie wir drin waren am Montag sind wir auch wieder draußen! Aus der Luxemburgischen Schweiz, einem kleinen Ländle ganz am Rande von Luxemburg mit sehr viel touristischem Potential! Eine Brücke über den Grenzfluss Sauer bringt uns wieder auf deutschen Boden zurück. Es ist noch nicht das Sauerland.

Wir starten pünktlich noch vor 11:00 Uhr nach einem kurzen Besuch im „Cactus“, keinem Blumenladen sondern einem Supermarkt, denn auch so gut „bemuddelde“ (sächsisch für gute Rundumbetreuung) Rallye-Wanderer wie wir brauchen mal was privates.

Es geht zügig voran und die Landschaft draußen wechselt öfters das Gesicht. Schöne idyllische Dörfer liegen mitten in dunklen Wäldern und ich denke für mich: das könnten alles Kandidaten für Best-of-Wandern sein.

Die Stimmung im Bus ist sehr gut, mit zunehmender Fahrtdauer hängt aber jeder mehr seinen Gedanken nach und verarbeitet die letzten Tage eher innerlich.

Den besten Platz hat Ingeborg als Copilot. Sie ist einge“fleisch“te Vegetarierin und schnurrpst gerade an einer schönen grünen Gurke. Auch die Mücken auf der Frontscheibe scheinen ihr nichts auszumachen.

Hinter ihr sitzt Elisabeth, unsere Luxemburgerin und studiert eifrig die Bedienungsleitung ihrer Nikon um so wieder dem Siegerbild ein wenig näher zu kommen.

Es folgt Reinhard, der Probleme beim Sitzen hat und dem Wandern viel lieber ist als stundenlanges Busfahren.

Was danach kommt ist nicht der Rede wert, es sind nur unsere Taschen und Koffer, die mit fortschreitender Tour immer fülliger werden. Irgendwo zwischendrin steht ein Pappkarton von mir, gefüllt mit allerlei Hochprozentigem aus Luxemburg. Der muß unbedingt heile zu Hause ankommen!

Neben mir sitzt Ilka, meine sächsische Wanderkollegin und sie hat vorsichtshalber eine Strassenkarte ausgepackt: man kann ja nie wissen!

Weiter in Richtung Fahrer kommt Stefani aus Innsbruck. Stefanie ist sehr still. Stefani ist beim Busfahren immer sehr still. Sie ist gedopt… Sie verträgt das Busfahren schlechter als den Zahnarztbesuch und hat sich deshalb was eingeworfen, damit sie auch heute unser Abendbrot wieder richtig genießen kann.

Die letzten beiden sind Steffie und Michael, die machen nichts.

Wir kommen gut vorran und fahren, begleitet von EMINEM und Cindy&Bert gegen 16:00 Uhr in Winterberg ein. Ein Spontanapplaus für unseren Fahrer Jürgen gilt als Dankeschön, das er uns so zuverlässig und sicher durch Eifel und Westerwald, über Rhein und Rothaargebirge in`s Sauerland gebracht hat. Jürgen muß heute noch zurück nach Luxemburg, ist aber am Sonntag wieder da um uns weiter zu fahren.

Und wir machen uns auf zur Rezeption…